Schwammstadt: ein Zukunftsmodell im Städtebau

Konzept bietet Städten Schutz vor Überschwemmungen nach Starkregen

Viele Städte sind heute sehr dicht bebaut; die versiegelte Fläche ist dementsprechend hoch. Die Folge: Städte und Kommunen kämpfen bedingt durch den Klimawandel immer häufiger mit Starkregen und Überschwemmungen. Die Kanalisation ist mancherorts mit den Wassermassen überfordert. Eine mögliche Lösung: das Konzept der Schwammstadt.

Die Schwammstadt nimmt Wasser auf und speichert es zwischen

Ein modernes Regenwassermanagement wird für Stadtplaner und Kommunen immer wichtiger. In diesem Zuge können Flächen geschaffen werden, die in der Lage sind, große Mengen an Wasser aufzunehmen und zeitverzögert wieder abzugeben. Städte, die solche Flächen konzipieren und umsetzen, werden auch als „Schwammstädte“ bezeichnet. Dabei gilt es, Regenwasser möglichst da aufzufangen, wo es anfällt und es genau dort auch dem Regenwasserkreislauf zuzuführen – nach dem Prinzip der so genannten dezentralen Regenwasser-Bewirtschaftung. Das Wasser wird durch den Boden gereinigt und reichert letztlich das Grundwasser an.

Schwammstädte in Deutschland

In Deutschland gibt es bereits solche Schwammstadt-Systeme: die Rummelsburger Bucht in Berlin beispielsweise. In dem Wohngebiet sorgen tiefergelegte, wannenförmige Grünflächen – sogenannte Versickerungsmulden – dafür, dass das Regenwasser bei Starkregen zurückgehalten wird. Statt das Regenwasser also in die Kanalisation abzuleiten, wird es in einem tiefer gelegten Speicherraum unterhalb der Grünflächen zwischengespeichert. Die Abgabe an den Boden geschieht dann zeitverzögert, ebenso die Anreicherung des Grundwassers. Zu Überschwemmungen kommt es in diesem Stadtteil nicht mehr.

Zusätzlich sind nahezu alle Dächer der Rummelsburger Bucht begrünt. Eine Schichtdicke von 80 cm über den Tiefgaragen kann zusätzlich das Regenwasser speichern. Ein weiterer Vorteil: An heißen Tagen wirkt das gespeicherte Wasser durch den Verdunstungseffekt wie eine natürliche Klimaanlage, mit messbarem Erfolg: Die Temperatur innerhalb der Wohnanlage liegt deutlich unter den Temperaturen der umliegenden Stadt.

Verlässlich bei Starkregen: Baum-Rigolen auf Versickerungsmulden

Auf der Internationalen Gartenausstellung 2017 gab es in Berlin ein weiteres Beispiel für ein solches Schwammstadt-Konzept zu sehen. Hier wurde mit sogenannten Baum-Rigolen gearbeitet; die Versickerungsmulden wurden mit einer Baumbepflanzung kombiniert. Hierbei ist es natürlich wichtig darauf zu achten, dass man eine Bepflanzung wählt, die mit Staunässe zurechtkommt. In Berlin wählte man Sumpfeichen. Im Juni 2017 konnte das Areal seine Funktion nach einem Starkregen-Ereignis direkt unter Beweis stellen. Während benachbarte, versiegelte Flächen zeitweise nicht passierbar waren, konnten die Rigolen das gesamte Wasser aufnehmen.

Der Vorreiter in Sachen Schwammstadt: Kopenhagen

Ein absoluter Vorreiter auf dem Gebiet und eine Inspiration für viele andere Städte ist Kopenhagen. Die dänische Hauptstadt nahm mehrere Starkregenereignisse zum Anlass, Maßnahmen zur Reduzierung von Überflutungsrisiken zu entwickeln und umzusetzen. Speziell angelegte Straßen leiten das Wasser oberirdisch ab oder halten es temporär zurück. Plätze dienen als temporäre Rückhaltebecken und neu begrünte und entsiegelte Straßen und Plätze sorgen für mehr Versickerungsflächen.

Maßnahmen-Mix verspricht Erfolg

Erst das Zusammenspiel aus verschiedenen grünen Maßnahmen wie Dach- und Fassadenbegrünung, versickerungsfähigem Pflaster und Entwässerungsmulden macht die wassersensible Stadtentwicklung besonders leistungsfähig. Integraler Bestandteil des Konzepts ist dabei die Flächenentsiegelung, denn nur diese ermöglicht eine Wasseraufnahme. Das so gespeicherte Wasser kann in Trockenperioden zusätzlich für Kühlung sorgen und der Entstehung von Hitzeinseln vorbeugen.

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