Jan Paul

Vizepräsident des BGL

Herr Paul, welche Funktion bzw. welche Aufgaben übernehmen Sie beim BGL bzw. bei der Initiative “Grün in die Stadt”?

Jan Paul: In meiner Funktion als BGL-Vizepräsident und Vorsitzender des Ausschuss Stadtentwicklung liegt mein verbandlicher Arbeitsschwerpunkt natürlich in der Stadtentwicklungspolitik. Ziel unserer Arbeit im Ausschuss und im BGL ist es, die Bedeutung von grüner Stadtentwicklung mit lebendigem Grün und Freiflächen in Zeiten des Klimawandels aufzuzeigen und auf das Lösungspotential hinzuweisen, das eine nachhaltige grün-blaue Infrastruktur mit Parks und Grünflächen für die Menschen in den Städten bietet. Denn bei der Stadtplanung stehen Gemeinden vor vielen Aufgaben – und nicht immer ist für alle notwendigen Arbeiten Geld vorhanden.

Mit unserer Initiative „Grün in die Stadt“ möchten wir genau darauf aufmerksam machen und uns als Partner bei der kommunalen Grünentwicklung positionieren. Wir zeigen mit unseren Förderbeispielen z.B. erfolgreiche Beispiele, wie die Grünflächenentwicklung mit dem passenden Städtebauförderungsprogramm gelingt. Deutlich wird auch, welche Strategien und Lösungen andere Städte und Gemeinden für die Grünentwicklung in ihrer Kommune gefunden haben – als wichtiger Baustein, um die Folgen des Klimawandels vor Ort abzumildern. Das alles möchten wir mit unserer Initiative zeigen.

Warum ist eine grüne Stadtentwicklung so wichtig?

Jan Paul: Die Anpassungen an den Klimawandel spielen nicht erst seit den „Fridays for Future“-Demonstrationen eine immer größere Rolle in kommunalen Planungsprozessen. Bewusst angelegte Grünflächen verringern Wärmeinseln, minimieren die Feinstaub- und CO2-Belastung und schwächen die Wirkung von Starkregen und Temperaturextremen. Beispiel Hitze: Beton speichert die Wärme und die enge Bebauung sorgt für die Entstehung von Hitzeinseln. Grünflächen schaffen hier Kühlung und – wenn sie qualitativ gut angelegt sind – wichtige Frischluft-Korridore.

Aufgrund fehlender finanzieller Ressourcen bleiben die Grünentwicklung und somit mögliche kommunale Maßnahmen gegen Hitze und Starkregen aber oftmals auf der Strecke. Dabei stehen Bund und Länder den Kommunen ab 2020 mit drei neuen Städtebauförderprogrammen zur Seite. Diese Programme beinhalten als Fördervoraussetzung sogar Aspekte der grün-blauen Infrastruktur – Sie müssen nur gefunden werden.

Welche Stadt hat Ihrer Meinung nach die Nase vorn in Sachen Stadtgrün bzw. welche Stadt setzt besonders spannende Projekte um?

Jan Paul: Eine Gemeinde, die sich Förderprogramme regelmäßig zunutze macht, ist Geisa. Die thüringische Stadt liegt idyllisch auf einem Bergrücken, zwischen zwei Flüssen – und wird immer schöner: Seit Jahren nutzt die Gemeinde Städtebauförderprogramme. So wird das Programm „Aktive Stadt- und Ortszentren“ genutzt, um die Ulsteraue aufzuwerten. Dafür gab es 185.000 Euro. Die Aue östlich des Stadtzentrums stellt einen wichtigen Naturraum zwischen Stadt und der benachbarten Rhön dar. Etwa 1,3 Hektar waren bislang versiegelt und mit Gebäuden sowie Werkhallen überbaut. Die Stadt lobte einen städtebaulichen Wettbewerb zur zukünftigen Gestaltung aus. So entstanden ein Erholungsbereich mit Badeteich und ausgedehntem Spielbereich für drei verschiedene Altersgruppen vom Kleinkind bis zum Schulkind, Holzdecks in der Aue und direkt an der Ulster zum Sitzen und Sonnen. Die Streuobstwiesen unterhalb der mittelalterlichen Stadtmauer wurden wiederhergestellt.

Es gibt viele Förderbeispiele wie das aus Geisa. Sie sollen Mut machen. Die Herausforderungen für Stadtplaner überall in Deutschland sind ähnlich. Viele stehen vor Problemen, wenn etwa Parks jahrelang nicht gepflegt oder aufgewertet wurden – oder Projekte die Stadtkasse überfordern würden. Daher wollen wir Kommunen mit unserer Initiative inspirieren und mit unserem Förder-Check helfen, passende Förderprogramme zu finden.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Paul.