Grünräume als Gesundheitsprävention: Positive Auswirkungen von grün-blauer Infrastruktur in Städten

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. (DGPPN) haben einen direkten Zusammenhang zwischen klimabedingten Naturkatastrophen und der Erhöhung von Ängsten, Depressionen und Stresszuständen festgestellt. Es ist anzunehmen, dass neue psychische Belastungen, wie Klimaangst oder die Trauer um bedrohten oder verlorenen Lebensraum einen erhöhten Bedarf an gesundheitlicher Behandlung mit sich bringen. Laut DGPPN ist eine wirkungsvolle Prävention deshalb von hoher Bedeutung. Grünräume in Städten können dabei eine wichtige Rolle spielen.

Denn: 23 von 25 Studien, die den Einfluss von Naturräumen auf die Gesundheit untersuchen, kommen zu dem Ergebnis, dass Grünflächen und Gewässer in Städten gesundheitsförderndes und -schützendes Potenzial sowie positive Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden haben. Bei Kindern, die in einer grünen Umgebung aufwachsen, ist das Risiko einer psychischen Erkrankung beispielsweise 45 Prozent geringer als bei Kindern, die in dicht bebauten Gegenden groß werden (Engemann et al., 2019).

In direkter Form wirken sich Grün- und Wasserflächen z. B. auf die Verbesserung der Luftqualität, die Senkung der Umgebungstemperatur oder die Minderung von Lärm aus. Nach Angaben der DGPPN sind genau diese Faktoren förderlich für die psychische Gesundheit. Zu den indirekten Funktionen von Stadtgrün und -blau zählen außerdem Bewegung an der frischen Luft und die Pflege von sozialen Kontakten, was ebenfalls auf einen stabilen Gesundheitszustand einzahlt. Die Organisation fordert daher die Planung ausreichender und gut zugänglicher Grünflächen im urbanen Raum, um der Bevölkerung einen wohltuenden Ausgleich zu bieten und bereits präventiv das Gesundheitssystem zu entlasten.

Insgesamt zeigt der Vergleich der Studienergebnisse, dass eine grün-blaue Infrastruktur in Städten einen positiven Einfluss auf die (mentale) Gesundheit der Stadtbevölkerung haben kann und die Relevanz dieser präventiven Wirkung weiter zunehmen wird.

Für Stadtentwicklung, Politik und Wissenschaft bedeutet das: Die Verfügbarkeit und Erreichbarkeit von multifunktional gestalteten und fachgerecht gepflegten Grün- und Blauräumen in Städten sollte priorisiert und ihr positiver Effekt für Mensch, Stadt und Umwelt weiter untersucht werden. Zur bestmöglichen Entfaltung dieser Potenziale gilt es, branchen- und ressortübergreifen zusammenzuarbeiten.

___________

Quellen:

Garten + Landschaft (Ausgabe März 2023)

Engemann, Kristine et al. (2019): Residential green space in childhood is associated with lower risk of psychiatric disorders from adolescence into adulthood.

Diese Artikel könnten Sie interessieren