Neue forsa-Studie: Urbanes Grün ist „Sehnsuchtsort“ für Bürger und Chance für „sterbende“ Innenstädte

Eine repräsentative forsa-Studie der BGL-Initiative „Grün in die Stadt“ zur Zufriedenheit der Bevölkerung mit städtischen Grünflächen ergab: Die überwiegende Mehrheit wünschte sich Ende Februar 2021 mehr Freianlagen, mehr Parks und Aufenthaltsflächen in den Innenstädten. Die Bedeutung von öffentlichen Grünanlagen hat seit dem ersten Lockdown zugenommen – bei Menschen mit und ohne eigenen Garten. Begrünte und attraktive Freianlagen helfen auch gegen sterbende Innenstädte und bieten handfeste Vorteile für den Einzelhandel in der City. So würde sich eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung häufiger und länger in den Innenstädten aufhalten, wenn es dort mehr Grün gäbe.

Durch die Corona-Krise hat sich der negative Trend zum Innenstadtsterben deutlich verstärkt. Eintönige Shopping-Meilen und Betonwüsten, Rückzug ins Private, florierender Online-Handel und kurze Click-and-Collect-Aufenthalte: Alles das verschlechtert die Zukunftsaussichten vieler Innenstädte. Zunehmende „Leerstände“ und freie Gewerbeflächen mindern die Anziehungskraft der Städte weiter. Dagegen können innovative Grünkonzepte mit Wasserspiele, Fassadenbegrünung oder mit fachkundig bepflanzten und gepflegten Grünflächen diese Entwicklung umkehren.

Mehr urbanes Grün bringt Vorteile für Kultur und Wirtschaft

So sagen fast alle Befragten (92 Prozent) in der forsa-Studie, dass mehr Grün die Aufenthaltsqualität im urbanen Raum verbessern würde. Hieraus ergeben sich konkrete Vorteile für Kultur und Wirtschaft. Denn 70 Prozent der Befragten würden länger in Städten verweilen und 73 Prozent denken sogar, dass mehr Grün das Shopping-Erlebnis bereichern würde. Weitere Werte belegen, dass gerade Jüngere durch Stadtgrün stärker in die Innenstädte strömen würden.

Stadtgrün im Lockdown: attraktiver, aber auch pflegeaufwändiger

Gleichzeitig ist die Anziehungskraft bestehender Grünflächen weiterhin groß: Rund 38 Prozent der Bevölkerung nutzen Parks mehrmals in der Woche – egal, ob sie einen eigenen Garten haben oder nicht.

Dabei stechen zwei Gruppen besonders heraus: Fast die Hälfte der 30- bis 39-Jährigen (48 Prozent) nutzt Parks mehrmals die Woche. Bei den  Familien mit Kindern unter zehn Jahren sind es sogar 63 Prozent. Als logische Folge der intensiveren Nutzung fällt den Befragten auf, dass sich der Pflegezustand ihrer Parks verschlechtert hat. Hier meint fast jeder Fünfte, dass es bei der Pflege von Grünanlagen Verbesserungsbedarf gibt. Da in Großstädten urbane Grünflächen überdurchschnittlich stark genutzt werden, fällt dieser Negativtrend besonders in Berlin auf: Beinahe ein Viertel der Bevölkerung äußert sich dort entsprechend kritisch.

„Zu wenig, zu klein“: Unzufriedenheit mit städtischen Grünflächen

Hier besteht also dringender Verbesserungsbedarf. Wenn der Trend zur intensiveren Nutzung und Bedeutung urbaner Grünflächen weiterhin so stark bleibt, dann könnte sich der Pflegezustand der Grünanlagen künftig sogar noch verschlechtern.

In diesem Zusammenhang zeigt die forsa-Studie weitere „Unzufriedenheitsfaktoren“ auf: Fast ein Drittel (29 Prozent) der Befragten sieht bei der Anzahl der Grünflächen Verbesserungsbedarf. Ergänzend finden 19 Prozent urbane Grünanlagen zu klein. Hiermit wird deutlich, dass Größe und Anzahl von Parks und Grünflächen für den derzeitigen coronabedingten Nutzungstrend nicht ausreichen und erweitert werden sollten.

 „Ohne Grün sehen wir schwarz für die attraktive Stadt der Zukunft.“

„Unsere forsa-Studie belegt, dass urbane Parks und Grünanlagen für die Menschen ungebrochen attraktiv sind. Und es zeichnet sich bereits jetzt ab, dass das auch nach der Corona-Krise so bleiben wird. Somit erfährt Stadtgrün einen erhöhten Nutzungsdruck, der intensivere Pflege nötig macht“, so Jan Paul, Vizepräsident des Bundesverbandes Garten, Landschafts- und Sportplatzbau e.V. (BGL). „Aber auch ein topaktuelles Thema wie der Strukturwandel in den Innenstädten hat bei den Menschen hohe Priorität. Denken wir die gegenwärtigen Innenstädte ohne Grün weiter, so sehen wir als BGL schwarz für die lebendige, attraktive Stadt der Zukunft.“

Diese Artikel könnten Sie interessieren