Grünes Zukunftspotenzial: Dach- und Fassadenbegrünung in Städten

Flächennutzung, Klimaanpassung, Artenreichtum, soziale Effekte und optische Aufwertung – das alles bietet die Begrünung von Dächern und Fassaden von Gebäuden im urbanen Raum

© Wegenast, Flor Design

In dicht bebauten Städten ist der Platz für Grünflächen begrenzt. Straßenbäume benötigen z.B. ausreichend Freiraum, damit sie Wurzeln schlagen und genügend Wasser aufnehmen können. Größere Grünflächen, die der Naherholung dienen, weichen oft Baugebieten für Bürogebäude und Wohnraum.

Dabei ist die Relevanz von Grün in der Stadt höher denn je. Grünflächen haben positive Effekte auf das Stadtklima, den Natur- und Artenschutz sowie das Wohlbefinden und die Gesundheit der Bevölkerung. Für die Planung zukunftsfähiger, klimaresilienter Städte ist urbanes Grün daher ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Eine Möglichkeit, die Potenziale von Stadtgrün auch in Ballungszentren möglichst umfangreich zu nutzen, ist die Gebäudebegrünung.

Vorteile von Dach- und Fassadengrün

Grüne Dächer und Fassaden ermöglichen es, bereits vorhandene Flächen sinnvoll zu nutzen. Die Vorteile sind vielfältig:

      • Kühlungseffekte für Gebäude und Umgebung durch Verschattung und Verdunstung
        Begrünte Dächer verdunsten etwa 400 Liter Wasser pro Quadratmeter im Jahr und tragen somit zur Kühlung des Gebäudes bei. Bei grünen Fassaden verdunsten täglich zwei bis 15 Liter Wasser pro Quadratmeter. Außerdem reduziert Fassadenbegrünung die Sonneneinstrahlung um 85 bis 100 Prozent, das Kühlkostenersparnisse von bis zu 43 Prozent zulässt.
      • Lebensräume für Flora und Fauna
        Grüne Dächer und Fassaden bieten Lebensräume für z.B. Bienen, Spinnen, kleine Vögel, Schmetterlinge, Laufkäfer, Ameisen und Heuschrecken. Sedum-Pflanzenarten wie die „Fette Henne“ eignen sich gut für Dächer, während sich an Fassaden Kletter- und Rankpflanzen wie Efeu, wilder Wein, Kletterrosen oder Geißblatt anbieten.
      • Nutzung und Rückhalt von Regenwasser
        Der Regenwasserrückhalt eines extensiv begrünten Daches liegt bei 20 bis 60 Litern pro Quadratmeter. 50 Prozent des Regenwassers werden durch die Begrünung zurückgehalten. Außerdem mindern sie den Spitzenabfluss bei Starkregenereignissen durchschnittlich um 71 Prozent. Ein wirksamer Beitrag, um Überschwemmungen vorzubeugen.
      • Reduzierung von Lärm und Schadstoffen
        Ein begrüntes Dach kann den Schall im Inneren des Gebäudes um bis zu 20 Dezibel reduzieren, Fassadengrün sogar um bis zu 22 Dezibel. Zudem können Sedum-Pflanzen auf dem Dach zehn bis 60 Prozent der Feinstaubpartikel aus der Luft filtern. Des Weiteren werden Stickoxide durch Dachbegrünungen um 29 Prozent gemindert, durch Fassadenbegrünung um bis zu 40 Prozent.
      • Positive Effekte auf das Wohlbefinden der Bevölkerung
        Studien belegen: Die physische und die psychische Gesundheit der Bevölkerung wird durch Dach- und Fassadengrün positiv beeinflusst. Es steigert das Wohlbefinden sowie die Lebensqualität in der Stadt.
      • Optische Aufwertung der Stadt
        Dach- und Fassadengrün haben einen positiven Einfluss auf die Wahrnehmung des Stadtbildes. Grüne Städte führen regelmäßig die internationalen Rankings der lebenswertesten Städte an.

Mit grünem Beispiel voran

Es gibt bereits einige deutsche Städte, die mit gutem Beispiel voran gehen und innovative Projekte für Dach- und Fassadengrün realisieren:

In Hamburg wird der Bunker St. Pauli durch zahlreiche Bäume und Pflanzen auf dem Dach zur grünen Zukunftsvision der Hansestadt. Auf dem zuvor grauen Betonbauwerk entsteht inmitten der City unter anderem ein öffentlicher Dachgarten, der Ausblick, Erholung und besseres Klima in der Stadt verspricht.

Der Green City Tower in Freiburg ragt wie ein wahrer grüner Leuchtturm aus dem innovativen Stadtviertel auf dem Areal des ehemaligen Güterbahnhofs Nord. Mit einer lebendigen Mischung aus Wohnen, Wirtschaft und Wissenschaft, Büro und Dienstleistung, Hotel und Gastronomie sowie sozialen und kulturellen Einrichtungen ist das neue Stadtviertel Freiburgs ambitioniertestes Stadtplanungsprojekt in diesem Jahrzehnt. Mit seiner begrünten Fassade verbessert der Green City Tower das Mikroklima im Wohnquartier und erhöht die Energieeffizienz des Gebäudes. Das Ergebnis für die Menschen vor Ort: Die Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks und die Steigerung von Wohlbefinden und Lebensqualität. Neben Gastronomie und Tiefgaragenstellplätzen bieten Wohnturm und Boardinghouse insgesamt 107 Apartments mit begrünter Außenfassade.

Förderprogramme

Regionale Förderprogramme bieten finanzielle Unterstützung für Städte, Kommunen und Privatpersonen, die sich für Dach- und/oder Fassadenbegrünung entscheiden. Der Anteil der Städte, die derartige Projekte bezuschussen, ist in den letzten Jahren gestiegen. Die Hamburger Gründachförderung oder das Förderprogramm GründachPLUS in Berlin sind nur zwei Beispiele für Möglichkeiten der finanziellen Förderung von Dach- und Fassadengrün. Eine Übersicht der Städte mit Förderprogrammen gibt es hier Staedte_mit_finanziellen_Zuschuessen_Dachbegruenung20220911.pdf (gebaeudegruen.info)

__________

Quellen:

BUND Heidelberg (2022). Fassadenbegrünung, Dachbegrünung und Photovoltaik . Wie passt das zusammen? Heidelberg.

Mann, Dr. G. et al. (2021). BuGG-Marktreport Gebäudegrün 2021. Dach-, Fassaden- und Innenraumbegrünung Deutschland. Berlin.

Schmauck, S. (2019). Dach- und Fassadenbegrünung – neue Lebensräume im Siedlungsbereich Fakten, Argumente und Empfehlungen. Bonn – Bad Godesberg.

Diese Artikel könnten Sie interessieren